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Erlebnisbericht vom 1. Obermain Marathon in Bad Staffelstein am 10.04.2005 von Micha (und ganz wenig Anita)

Der Obermain-Marathon war unser erstes größeres Laufevent in 2005 und sollte eigentlich ein Marathonlauf werden. Allerdings hat uns im Vorfeld die allgemeine Erkältungswelle in Deutschland auch nicht verschont, so dass unser Trainingszustand „nur“ den Halbmarathon zuließ. Wer es noch nicht weiß, wir laufen um zu genießen und nicht um zu gewinnen.

Und so reisen wir bereits einen Tag vorher, am Sonnabend, an, um uns die Gegend und den schönen Ort Bad Staffelstein, der im übrigen der Geburtsort von Adam Ries ist, in Ruhe anzuschauen. Trotz atheistischer Gesinnung lassen wir es uns nicht nehmen, an einem extra Läufergottesdienst in der außergewöhnlich schönen Basilika Vierzehnheiligen teilzunehmen. Auf den beheizten Bänken sitzend lauschen wir dem Pfarrer, der tatsächlich uns Läufer konkret anspricht und uns u.a. einen unfallfreien Lauf wünscht. Leider hat er das Wetter völlig ignoriert und so werden wir am nächsten Tag zwar mit Gottes Segen aber bei ziemlich frischen Temperaturen starten. Im Anschluß kreisen wir mit dem Auto systematisch die nicht ausgeschilderte Peter-J-Moll-Halle ein, um unsere Startunterlagen abzuholen. Ein erster Blick auf die Streckenkarte weist nur ca. 100 Höhenmeter aus, was uns sehr recht ist (die Marathonis dagegen haben ein paar heftige Berge zu erklimmen, ca.700 Höhenmeter). Immer vertrauend auf das Glück der Tüchtigen machen wir uns auf Quartiersuche, und was soll ich Euch sagen, schon nach 200 m beim 1. Versuch werden wir fündig. Die Vermieterin wohnt nicht im Haus, steht aber plötzlich hinter uns und spricht uns an. Wir kriegen ein prima Zimmer in bester Lage nahe Start und Ziel. So wie unsere Vermieterin scheint sich das ganze Örtchen auf den Zulauf und das Highlight am morgigen Tag zu freuen. Also, der Empfang verspricht viel für den nächsten Tag.

Jetzt wird es höchste Zeit, das Städtchen zu ergründen und so machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt, die uns in unmittelbarer Nähe mit sehr schönen alten Fachwerkhäusern und einem schönen Rathaus mit dem obligatorischen Adam-Ries-Brunnen davor aufnimmt. Zahlreiche urige Kneipen laden zum Verweilen ein und so lassen wir uns auch nicht lange bitten, denn Hunger und Durst sind bekanntlich schlimmer als Heimweh. Statt Nudelparty gibt’s Gemüsespätzle (für Anita) und Schäuferla (für mich) und so lassen wir den Abend gemütlich und entspannt ausklingen.

Am nächsten Morgen lässt mich der Blick aus dem Fenster frösteln. Das Auto ist zugefroren. Wer ist eigentlich auf die blöde Idee gekommen, Anfang April einen Halbmarathon laufen zu wollen? Naja, jetzt gibt’s kein zurück mehr, wir ziehen uns nach dem Zwiebelprinzip an ... nur nicht zu warm anziehen, sonst ist totschwitzen angesagt.

Start ist Punkt Neun Uhr. Wir reihen uns eine Viertelstunde vorher weit hinten im Feld ein, um den ehrgeizigen Läufern nicht im Weg zu sein. Um uns herum alles nervöse Läufer, ca. 600 Halbmarathonis, einige offensichtlich völlig frostresistent in kurzen Laufshirts und -hosen. Der Start erfolgt durch den Landrat; „Auf die Plätze...“ ; das „los“ wird vom Startschuß geschluckt und dann geht’s los, langsam traben, bis sich das Feld in Bewegung gesetzt hat und etwas auseinanderzieht.

Entlang der Strecke jubelt uns das gemeine Nichtläufervolk mit mitleidigem Blick zu und versorgt uns mit dem ersten wärmenden Adrenalinstoß. Jetzt nur nicht so schnell angehen, die Zielvorgabe liegt bei ca. 5 ½ Minuten pro Laufkilometer, das Zeitziel bei unter 2 Stunden.

Bis km 4 laufe ich zusammen mit Anita, um uns herum lauter klug schwatzende Läufer. Wir werfen neugierige Blicke auf die anderen und haben offene Ohren für das was um uns herum geschieht. Vor uns laufen und schwatzen zwei die sich 1:45 h vorgenommen haben, ich werde aufmerksam und wundere mich, dass sie nicht schneller laufen. Naja, vielleicht profitieren sie von den Reserven hintenheraus... sie sind letztendlich nach mir im Ziel.

Ab km 4 bin ich warmgelaufen und schalte einen Gang hoch, verabschiede ich mich lächelnd von Anita und laufe meinen Stil. Es geht durch zahlreiche kleine Ortsteile, am Straßenrand immer wieder freundliche Zuschauer, die uns mit Pfeifen, Rasseln oder Klatschen anfeuern. Ich genieße es und lese die zahlreichen selbstgeschriebenen Plakate die einzelne heimische Läufer ansprechen.

Sehr beeindruckend ist der Blick in die umgebende Landschaft. Vor mir und prägend die Basilika Vierzehnheiligen, rechts der Staffelstein, der aussieht wie die Tafelberge im Elbsandsteingebirge, und beim Blick zurück Kloster Banz im eher trüben Wetter. Aber es ist trocken, was will man mehr ... dafür bin ich schon mächtig nassgeschwitzt.

Ich fühle mich gut, gebe weiter Gas und überhole einen nach dem anderen. Bei km 11 liege ich schon 1,15 min unter der Zeitvorgabe. Immer wieder ansaugen an die Vorderleute und vorbei, bei manchen muß ich schnell vorbei, weil es einfach wehtut, hinzusehen, bei anderen wäre ich zugegeben gerne länger dahinter geblieben ... die Laufsportler/innen sind einfach was fürs Auge. Bei km 13 steht ein Herr mit Auto und präsentiert seinen Subwoofer im Kofferraum, später bringt uns die freiwillige Feuerwehr von Horsdorf ein Ständchen.

Das beflügelt, allerdings habe ich jetzt aber eine harte Nuß vor mir, die ich erst mal ziehen lassen muß ... den habe ich mir aber noch kurz vorm Stadion geholt.

Bei km 15 zünde ich den Turbo, da geht noch was und die restlichen 6 km kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Die Endorphine beflügeln meinen Körper und ich laufe lächelnd und genießend vor mich hin. Kurz vorm Ziel geht es an ein paar kleinen Seen vorbei (Ostsee ...ehrlich!, Westsee...nein, nicht Nordsee) Angler braten Bratwürste, die sehen für einen Thüringer komisch aus, duften aber herrlich. Das Ziel kommt in Sicht und das motiviert unendlich. Es geht durch einen ansprechend angelegten Kurpark, die Kraft gibt noch was her und so ziehe ich noch an ein paar Läufer/innen im Stadion vorbei, eine gute Zeit vor Augen, 1:50:05 h und dann ist es geschafft. Ein junges Mädchen hängt mir eine Medaille um den Hals und es ist einfach nur noch schön. Um mich erschöpfte aber glückliche Menschen, Läufer und Zuschauer. Jetzt heißt es noch etwas warten auf Anita, denke ich und wie ich so sinniere ist sie schon da, viel eher als erwartet. Tolle Frau denke ich ... und auch unter 2 Stunden, 1:59:48 h. Und jetzt gibt es erst mal das wohlverdiente Läuferbier im nunmehr eigenen Bembel, so lässt sich das Leben genießen.

Ein wunderschöner Lauf mit netten Leuten um uns herum, gut organisiert in phantastischer Landschaft. Läuferherz was willst Du mehr. Es gab noch ein Saunatuch und einen Eintrittsgutschein für die Obermain-Therme ... beides von uns noch nicht genutzt, wir werden wohl nächstes Jahr wieder hinfahren.

Danke an das gesamte Organisationsteam um Karl-Heinz Drossel und „Auf Wiedersehen“ Bad Staffelstein ... wir machen Reklame.

Wir bedanken uns bei Thomas Schmidtkonz für die zur Verfügung gestellten Bilder. Weiter Berichte und Bilder unter www.laufspass.com.