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Der Pummpälz, das ist einer von den vielen Kobolden in Thüringens Wäldern. Er soll Nachtwandlern an einem Steg auflauern, ihnen in den Nacken springen und sich ein Stück des Weges mittragen lassen, um ihnen rechts und links ein paar Ohrfeigen zu geben. Ähnlich dem Steinbacher Bieresel zeigt er Männern, die zu lange im Wirtshaus waren wieder den rechten Weg. Am nächsten Morgen können diese Väter immerhin Ihren Kindern auf die Frage, warum sie so rote Wangen haben, sagen, dass dies von den Ohrfeigen des Pummpälzes komme und bei weitem nicht vom Bier.

Eben dieser Pummpälz diente als Namensgeber für das einzige Sport & Kunst- Event von Marathonläufern, Halbmarathonläufern, Nordic Walkern, Radfahrern und Holzbildhauern aus Europa zwischen dem Nationalpark Hainich, dem Naturpark Thüringer Wald und dem UNESCO Biosphärenreservat Rhön am 11.06.2006.

Die sportlichen Herausforderungen bildeten eine Palette von 21km = Halbmarathon (Lauf und Nordic-Walking ... Hardwig Gauder grüßt!) über 52 km = Run & Bike Marathon bis 81 km = Bikertour. Den künstlerischen Teil bildete ein Holzbildhauersymposium, das in der Wandelhalle Eisenach gleichzeitig einige Werke von bildhauerischen und künstlerischen Arbeiten präsentierte und bearbeitete, die man zukünftig am Pumpälzweg bewundern kann. Wir namen am Run & Bike teil.

Wir sind eher zufällig darüber "gestolpert", weil Anita sich für den Halbmarathon interessiert hat, der schon zum 3. mal gelaufen wurde. Je mehr wir uns informierten, umso interessanter wurde das Unterfangen. Das Wetter stimmte, die "Knochen" waren heil und so haben wir uns kurz entschlossen mutig an ein Metier gewagt, in dem wir sowenig Erfahrungen hatten wie im Umgang mit Pummpälzen. Zu bewältigen war eine Distanz von 52 km als Team, in dem einer laufen und einer Rad fahren musste. Gewechselt werden konnte beliebig und es musste auch nicht zusammengeblieben werden. Einzige Bedingung war, beide mussten gleichzeitig ins Ziel kommen und es durften nicht beide auf dem Rad fahren. Erster Lauf dieser Art, keine Erfahrungen, von denen man profitieren konnte, das führte zwangsläufig zu verschiedenen Taktiken der einzelnen Teams. Hinzu kam, dass erhebliche Höhenunterschiede zu bewältigen waren.

Da kam es schon mal vor, dass die Läufer die Radfahrer überholten. Wir haben uns überlegt, dass ja einer mit dem Rad vorfahren kann, irgendwo das Rad abstellt, von dort weiterläuft während der andere als Läufer das geparkte Rad erreicht, übernimmt, damit wieder den Läufer einholt, vorausfährt, wiederum das Rad abstellt, vorausläuft usw. Diese Taktik war richtig und hat auch ein (anderes) Team zum Gesamtsieg geführt. Aber das war ja nicht unser Ziel. Wir wollten entspannt einen wunderschönen Landschaftslauf genießen, das Experiment der Kombination zwischen laufen und Rad fahren erleben und ein interessantes Rahmenprogramm genießen. Um es mal vorweg zu nehmen, diese Erwartungen wurden in vollem Umfang auch dank einer perfekten Organisation erfüllt.

Start des Marathons war um 08.00 Uhr in Behringen/Hainich. Insgesamt 18 Teams machten sich auf in einen sonnigen sommerlichen Vormittag. Zuerst über Feldwege ging es später über schattige weiche Pfade ins romantisch bunt blühende Nessetal. Anita war inzwischen schon mit dem Fahrrad voraus gefahren bis kurz hinter Ettenhausen. Dort fand wie geplant der erste Wechsel statt. Ich übernahm das Fahrrad und strampelte Anita, die einen ordentlichen Vorsprung hatte, hinterher. Auf diesem Abschnitt galt es die Hörselberge zu erklimmen, auf deren Anstieg mich der Läufer aus dem (späteren) Siegerteam überholte (!).

Irgendwann war die Schinderei überstanden, nun ging es einen eher unwirtlichen Weg wieder hinunter ins Tal, unter der Autobahn hindurch und dann auf Straßen zügig Anita hinterher. Es rollte gut, ich war entspannt und guter Dinge. Nachdem ich kurz vor Wutha-Farnroda Anita eingeholt, wir ein paar Worte gewechselt hatten, düste ich mutig weiter und wurde unter einer Unterführung plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Zu schnell durch eine sandige abschüssige Kurve und mein Fahrrad gehorchte den Gesetzen der Physik. Jan Ullrich hat sich bei der Tour de France auch (bekanntermaßen) manches mal böse hingebrettert und ist trotzdem weitergefahren. So will ich es auch halten dachte ich mir nach einem skeptischen Blick an mir abwärts.

Zum Glück kam kurz danach die erste Verpflegungsstelle, an der ich erst mal meine Wunden leckte. So hat mich Anita kurz darauf einholen können. Gemeinsam sind wir dann weiter (ich zu Fuß, Anita mit Rad) gen Eisenach ge-run & biked. Kurzer Fotostop mit Blick aufs Burschenschaftsdenkmal und dann gemütlich und gut gelaunt bis zur Wandelhalle in Eisenach. Dort war Verpflegungsstelle, Bildhauersymposium und Interview mit dem Fernsehen.

Dann kam die Schlüsselstelle des Laufs. Über die Hohe Sonne zum Pummpälzweg (wieder dieser Kobold!) und dann noch mal bis zur Neuen Wiese gemeinsam ca. 350 Höhenmeter zügig gewandert mit einigen wenigen Laufpassagen ... mehr war nicht drin und nicht gewollt. Erste Verschleißerscheinungen wurden wirksam durch Gemeinsamkeit bekämpft. Das Wetter und der Ausblick waren grandios und die Stimmung euphorisch. Platzierungen waren unwichtig, wir liefen "unser" Rennen und fühlten uns wohl dabei.

Nach der Gipfelüberschreitung überließ ich das Fahrrad wieder Anita, die die Abfahrt bis nach Waldfisch zur Erholung nutzte. Hier erreichten wir im übrigen die Marathondistanz in 3:58 h womit wir voll im (theoretischen) Zeitplan lagen. Ab hier führte die Strecke durch die Felder des Moorgrundes, ich konnte auf dem Rad etwas entspannen, es ging auf befestigten Wegen durch die pralle Sonne, so dass ich trotzdem durch den Fahrtwind etwas Kühlung hatte. Anita hatte es da deutlich schwerer zu Fuß. So wechselten wir kurzentschlossen noch einmal das Gerät bis wir dann gemeinsam den letzten Anstieg bis zur Wagnershöhe in Angriff nahmen. Selbst eine noch mit uns konkurrierende Radfahrerin warf das Handtuch und schob ihr Bike den Anstieg hinauf. Von hier aus haben Anita und ich uns schwatzend bis zum Ziel am Keltenbad in Bad Salzungen gepummpälzt.

Kurz vor dem Ziel hat mich als Läufer noch mal der Ehrgeiz gepackt und ich habe im Sprint mal noch ein Männerteam überholt. Trotz Sturz und Wanderphasen und Schwatzerei eine Zeit unter 5 Stunden (8 Teams kamen innerhalb von 15 min. ins Ziel) ... nun denken wir doch schon etwas ehrgeiziger über unsere Taktiken des nächsten Jahres nach!

Der MDR wollte gleich nach dem Zieleinlauf ein Interview (wir waren zwar nicht die schnellsten, aber wohl die interessantesten), welches dann auch noch im Rahmen eines Berichtes über den Lauf am folgenden Montag gesendet wurde.

Für die Startgebühr von 23,- Euro pro Person erhielten wir neben den üblichen Verpflegungen auf der Strecke eine Massage im Ziel, 2 Stunden im Keltenbad und den Rücktransport nach Behringen.

Ein großes Lob an den Veranstalter, den Pummpälzweg e.V. (siehe www.pummpaelz.de)! Es war eine rundum gut organisierte und durchgeführte Veranstaltung die durchaus das Zeug zum Kultcharakter hat. Wir sind stolz, am 1. Run- & Bike- Marathon Bad Salzungen teilgenommen zu haben und werden tüchtig werben ... das nächstes mal findet der Event am 10.Juni 2007 statt, danach am 08.06.08!